Abwechslungsreicher Abend im Fischbacher Pellerschloss
Im Zeichen des Knurrhahn
Musikalische Umrahmung aus Anatolien
Ein abwechslungs- und facettenreicher Abend - umrahmt mit ungewohnten Klängen anatolischer Musik - erwartete die Besucher im wieder fast vollständig besetzten Saal des Pellerschlosses bei der Lesung von vier Autoren des Knurrhahn-Verlages.
Thomas Rüger gründete vor über 20 Jahren den Knurrhahn-Verlag, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, auch unbekannteren Belletristik-Autoren eine Plattform zu geben. Dabei ist der Knurrhahn ein Fisch, der zu seinem Namen kommt, weil er knurrt, wenn ihm etwas nicht passt – wie der Verleger bei seiner Moderation unter dem Titel „Im Zeichen des Knurrhahns“ erläutert.
Das ist eine gute Überleitung zur ersten Autorin Astrid Schwabe – eine Erlanger Gymnasiallehrerin für Biologie und Chemie. Sie stellt mit „Klo auf dem Kilimandscharo – oder Rudi muss sterben“ die Rache einer wesentlich jüngeren Ehefrau vor, die von ihrem Mann auf die Gipfel der bayrischen und österreichischen Alpen geschleppt wurde. Die Tour auf den Kilimandscharo soll dem ein Ende bereiten- dumm, dass sie aber mit muss. Und dann spielt auch noch ein Klo, das von den Trägern auf dem Weg zum Gipfel bereitgestellt wird, eine Rolle.
Eine ganz andere literarische Saite schlägt die Schwabacherin Sabine Burkhardt an, die in kurzen Abschnitten mal lyrisch, mal Familienleben bunt und blumenreich beschreibend, mal philosophisch Gedanken nachhängend ihren Sammelband „In der Kniebeuge des Windes“ vorstellt. Ihr ist auch der Sprung von der Nebentätigkeit in den literarischen Hauptberuf gelungen.
Daniela Preiß dagegen steht noch am Anfang des Schreibens. Die blinde Autorin studiert in Erlangen Buchwissenschaft, Politische Wissenschaft und Neuere und Neueste Geschichte und promoviert zur Zeit über das Leseverhalten blinder Menschen. Sie liest aus einem Manuskript in Braille-Schrift Passagen aus dem noch in Arbeit befindlichen Buch, in dem sie sich mit der Nationalmannschaft nach einem fiktiven Trainerwechsel befasst. Dabei werden die Spieler unter anderem mit militärischen Drill und dem Einstudieren der Nationalhymne konfrontiert.
Eine ganz andere Blüte steuert der technische Redakteur Elmar Vogt zu dem literarischen Blumenstrauß des Abends bei. Er liest aus seinem ersten Krimi „Der Fall der Zita S.“, in dem eine Sonderkommissarin mit einem Rechtsanwalt die Entführung einer Fabrikantentochter aus Zirndorf löst. Das Geschehen spielt vor rund hundert Jahren in Fürth, wohin es den in Ulm gebürtigen Autor durch seinen Beruf verschlagen hat.
Umrahmt wurde der Abend mit Musik aus Anatolien. Metin Demirel war aus der Türkei nach Roth gekommen und unterrichtete an einer Grund- und Hauptschule. Als er nach einem Militärputsch in seine Heimat zurückgerufen wurde, entschloss er sich, in Bayern zu bleiben – obwohl er dadurch seine Lehrerlaubnis verlor. Er arbeitete bis zu seinem Ruhestand als Sozialarbeiter in Nürnberg und spielt – mittlerweile mehr als ein Hobby – auf verschiedenen Instrumenten. An diesem Abend brachte er klagend-melancholische Weisen auf der mit Bogen gespielten „yayli-tanbur“ sowie tänzerische, rhythmische Melodien auf der Kurzhalslaute „la ud“ – eine Urform der Laute -passend zum Charakter der einzelnen Lesungen als Umrahmung zu Gehör.
Zu Beginn wurde der neue Leiter des Nürnberger Bürgeramtes Ost Klaus Nerreter vorgestellt, sein Dank galt neben den Akteuren dem Organisationsteam mit Petra Bauer vom Bürgeramt sowie den Sponsoren von Fi-Net mit dem Vorsitzenden Roland Linnert. tka
Text und Foto: Thomas Karl, freier Journalist
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors)